Karsten Rosenkilde, Anleihe-Experte von Deutsche Asset Management (Deutsche AM), sieht durch die vergangene Woche gestarteten Unternehmensanleihe-Käufe der Europäischen Zentralbank (EZB) attraktive Investitionschancen bei Unternehmensanleihen.
In einer Telefonkonferenz des Vermögensverwalters der Deutschen Bank, der etwa €739 Milliarden an Vermögen verwaltet, sagte Rosenkilde, dass sich durch die Ausweitung der EZB-Anleihekäufe, die Kreditvergabe von Banken verschieben und die Eurozone davon profitieren werde.
„Es ist attraktiver für große Unternehmen geworden, Anleihen aufzulegen, als sich bei Banken Kredite zu leihen. Das wird positive Auswirkungen auf die Eurozone haben“, so Rosenkilde, der bei Citywire mit einem Rating von + ausgezeichnet ist. „Für die Unternehmen ist es deswegen leichter geworden, zu investieren. Zudem dürfte es dadurch mehr Fusionen und Unternehmenskäufe geben“, fügt Rosenkilde hinzu.
Die Frage nach der Liquidität
Seit dem 8. Juni dieses Jahres kauft die EZB neben Staatsanleihen auch Unternehmensanleihen. Dies soll die Inflation anheizen. €100 Milliarden soll Schätzungen zufolge die EZB bis März 2017 in Unternehmensanleihen aus der Eurozone investieren. Von diesem Programm profitieren vor allem Großkonzerne wie Siemens, AB Inbev oder Renault. Laut Medienberichten hat die EZB am ersten Tag ihres Programms Unternehmensanleihen dieser Firmen gekauft.
Die Kritik am neuen EZB-Programm ist allerdings ebenso groß wie die Freude der Großkonzerne. Banken fürchten eine Verzerrung der Unternehmensanleihen durch das EZB-Programm. Vor allem das Thema Liquidität spielt dabei eine zentrale Rolle. Denn schon vor dem neuen Kaufprogramm der EZB war diese rar bei Unternehmensanleihen im Investment-Grade-Bereich (IG-Bereich).
Deswegen fokussiere sich die EZB offenbar auf Neuemissionen und nicht auf emittierte Anleihen. „Wenn es viele Neuemissionen geben wird, wird auch ausreichend Liquidität vorhanden sein“, sagt Rosenkilde.
Das gelte allerdings zunächst nur bis August. In diesem Urlaubsmonat gehen traditionell die Zahlen der Neuemissionen zurück - und die Liquidität bei Unternehmensanleihen im IG-Bereich könnte knapp werden. „Dann können sich Chancen bei Unternehmensanleihen in den USA oder Skandinavien eröffnen. In der Eurozone muss man dann schon sehr gezielt suchen, um attraktive Investitionen zu finden“, so der Fondsmanager des Deutsche Invest I Euro Corporate Bonds-Fonds.
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